Häufig werde ich gefragt, wo ich meine Themen für diese Beiträge finde. Im prallen Leben! Als mobile Visagistin komme ich ja viel herum, arbeite mit vielen, sehr unterschiedlichen Menschen und spitze dann immer fein die Öhrchen. So trug es sich zu, dass ich während einer Brautprobe mit den abwechselnd interessierten und schockierten Aussagen einer künftigen Brautmutter unterhalten wurde.
Fazit, früher gab es das alles nicht.
Jetzt gebe ich ja gerne zu, soooo wirklich selten ist diese Aussage nicht. Definieren wir doch mal früher! Nein, nein! Nicht zurück zu Adam und Eva (Eva war ihrer Zeit im Übrigen weit voraus), trägt sie doch auf den bekannten biblischen Abbildungen den immer noch trendigen „Undone-Look“, leicht zerzaust mit lässigen Wellen. Wir drehen nur mal 35 Jahre am Zeitrad, da kann ich nämlich mitreden und ich denke ein Großteil von Euch auch. Was heutzutage von einem perfekten Brautstyling erwartet wird, wisst ihr ja schon, oder seid über die sozialen Medien bestens informiert oder doch eher verwirrt?
Jetzt bin ich mal sehr gespannt, wer von meinen Kolleginnen auch ähnliches berichten kann, oder wie sich andere Jobs rund um die Hochzeitsscene verändert haben. Denn es gab Brautstyling lange schon vor Instaworld und Facebook. Unglaublich!! Manchmal frage ich mich ernsthaft, wie wir überleben und arbeiten konnten? Denn auch in den 80/90zigern war es schon üblich, sich die Haare und das Make-up für besondere Anlässe von einer mobilen Fachkraft zaubern zu lassen Es wurde z. B. da eben mit Heiß-oder Klettwicklern gearbeitet, und in den hippen Städten gingen die Models gerne mit riesigen Klettwicklern auf dem Kopf very wichtig zur Kaffepause. So konnte jeder sehen, schaut her, ich bin ein Model, ganz ohne Heidi. Die Lockenstäbe waren zwar heiß genug, um sich saftig die Finger anzusengen, aber nicht heiß genug, um ein Minutensteak zu grillen.
Geschminkt wurde mit den 3 großen und ehrwürdigen L`s: Lauder, Lancaster und Lancome, oder mit Kryolan. Wer was auf sich hielt, hatte Da Vinci Pinsel im Set und brauchte Jahre um sich finanziell von der Anschaffung zu erholen. Dokumentiert wurde, sparsam, mit einer Polaroid, nicht mit 30, sondern eben nur mit 2 Bildern.
Ich habe tatsächlich ein wunderbares Album mit Fotos(die Frau noch zum entwickeln geben musste), handgeschriebenen und persönlichen Dankbarkeitsbekundungen, die immer ungefähr 6 Wochen nach vollbrachter Tat eintrudelten.
Jetzt werde ich aber echt sentimental. Heul und schnief.
Ich hatte auch nicht 30, sondern nur 10 Kilo Gepäck am Start, und die Inspirationen saugte ich aus Büchern (die waren aus Papier), welche in Buchhandlungen mit 6 Wochen Lieferzeit bestellt wurden, und alle in English oder französisch geschrieben waren.
Fortbildungen gab es nur in Echtzeit, von wegen Online-Seminar. Die Kontaktaufnahme erfolgte über Festnetzanschluss oder Fax. Peng. Die Route zur Braut schaute man sich vorher auf der Karte an, oder konnte an der Tanke fragen.
Lange schon aus und vorbei!! Witzigerweise habe ich in grauen Vorzeiten meine Bräute immer gefunden, heute schaffe ich es selbst mit dem Navi selten im ersten Anlauf… Rätsel über Rätsel.
Wer bitte achtet auf die Route, wenn er während der Fahrt noch telefonieren kann(natürlich über Freisprechanlage)?
Hin und wieder frage ich mich, war das alles besser? Nö, aber übersichtlicher, irgendwie.
Jaja, die Brautmütter haben schon Recht, wenn sie sagen:“Früher gab es das nicht“.
Dafür gab es andere Dinge, so ist es immer gewesen und so wird es immer sein.
Merke, heute sind die guten alten Zeiten, von denen wir in 20 Jahren schwärmen werden.
Ich wünsche euch ein fabelhaftes Wochenende.
Pics by Britta Kipker Die Braut Anja Erdl
P.S.: Heidewitzka, lang ist´s her!
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