Neulich, in der Stallgasse. Plauderei auf dem Putzplatz. Wir wienern die Rösser, eine Reiterkollegin fragt mich:
“Sag mal, wieso heißt der eigentlich Blondie?“
Kurzes innehalten und Stirnrunzeln:
“Ähm, räusper. Joa, weil der richtige Name zu lang und zu umständlich ist“
„Wie heißt er denn?“
„Hes tough a naff“
"What? Wie?"
Viele Quarter Horses tragen endlose, kuriose Namen, aus denen Experten die Familienhistorie und somit die Abstammung auslesen können. Aber nicht immer.
Blondie ist ein waschechter Quarter. Die holländischen Vorbesitzer riefen in Binky. Das geht gar nicht, da muss ich immer an die Teletubies denken.Also, Blondie, schmücken doch eine hellblonde Mähne und ein mal mehr, oder weniger blonder Wedel sein goldenes Fell. Auf der Traumpferd-Skala erreicht er spielend 120 Punkte, wenn er nicht gerade im Fress-Koma liegt.
Meine Stallnachbarin fragt sehr vorsichtig:
„Der Name ist ber schon ein bisschen vorbelastet. Oder?“
Ja, klar. Deshalb habe ich ihn ja auch so genannt. So eine Vorbelastung muss Pferd sich erst mal leisten können. Natürlich muss ich grinsen, und, ungern, zugeben, als ich ihn das erste Mal sah, habe ich ihm gleich einen miesen Charakter unterstellt. Ein Pferd, das so aussieht, kann unmöglich klar in der Birne sei, und gleichzeitig was auf dem Kasten haben.
Doch. Kann es. Ausrufezeichen.
So jetzt kommt´s. Blond ist die, laut Statistik, begehrteste Haarfarbe auf diesem Planeten. Gleichzeitig ist sie das Synonym für leicht unterbelichtet und marginal dümmlich. Häh? Wie passt das jetzt zusammen?
Machen wir im Stall weiter. Die Stuten sind alle zickig, die Haffis alle stur, und alle Westernreiter reißen Krater in die Böden, um anschließend ihre Mitreiter umzunieten.
Denken wir alle in Schubladenform, um die vielen Informationen, die uns im täglichen Leben überfluten, irgendwie zu sortieren?? Sind Äußerlichkeiten eventuell die Marker, die uns dabei helfen?
Bei einer rothaarigen, Pinsel schwingenden Westernreiterin kommt man da leicht ins Schleudern. Soll man nun zuerst Feuerholz stapeln, in Deckung gehen, eine Schüppe holen oder sie als Schminktante belächeln? Und wenn ja! In welcher Reihenfolge?
Imageberater wissen, wie gut es sich mit Markern manipulieren lässt. Ein Beispiel: Trägt die Blondine eine strenge Brille und einen Dutt, wird sie gleich für deutlich schlauer gehalten.
In meinem nächsten Schmink-Seminar erzähle ich mal ein bisschen mehr zu diesen Markern. Strategisch besonnen eingesetzt ersparen sie uns in entscheidenden Momenten eine Menge Vorarbeit, und können uns das Leben leichter machen. Die Termine gebe ich rechtzeitig bekannt.
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